Geförderte Projekte: Reisekosten

Archäologische Ausgrabungen in Himera, Sizilien, des Instituts für Archäologische Wissenschaften, Abteilung Archäologie des Mittelmeerraumes


Prof. Dr. Elena Mango

 

Karte
Abb. 1 Karte Siziliens mit Lage der griechischen Koloniegründungen (rot) und der phönizisch-karthagischen Städte (gelb) sowie der Kontaktzonen zwischen HIMERA und ihren Nachbarn (mittels 'Radiowellen' dargestellt) – (© E. Mango, IAW, Uni Bern)

 

Ein grosses Forschungsprojekt meiner Abteilung ist in Himera auf Sizilien angesiedelt. Himera ist eine Koloniestadt, die 648 v. Chr. von Griechen in einheimisch-sikanischem Gebiet, an geostrategischer Lage am Scharnier zum karthagisch-phönizischen Raum, unweit der Städte Solunt und Palermo, gegründet wurde (Abb. 1).

Das übergeordnete Ziel des Himera-Projektes ist es, Rolle und Funktion dieser Koloniestadt innerhalb des Netzwerkes griechischer Kolonien (rote Punkte) und karthagischer Städte (gelbe Punkte) auf Sizilien zu definieren.      

Archäologisch wird dies auf der Makroebene über die Struktur der Stadt und ihre urbanistischen Räumen angegangen. Durch unsere Forschungen, die seit 2012 im Gange sind, wurde ein neuer urbanistischer Raum von Himera entdeckt – das Hochplateau des Piano del Tamburino (Abb. 2).  Auf diesem brachten wir bisher Teile einer regelmässigen Insula-Blockbebauung und zwei Heiligtümer zum Vorschein (Abb. 3).

Abb. 2 Himera, Ansicht der antiken Stadt von der Meerseite. Im Vordergrund die Unterstadt, im Hintergrund links die Oberstadt (Piano di Imera), rechts das Hochplateau des Piano del Tamburino (Forschungsort der Universität Bern) (© E. Mango, IAW, Uni Bern)
Abb. 3 Himera, Stadtplan mit Positionierung der beiden neu gefundenen Heiligtümern (gelb). Rot: ausgegrabene Teile der Stadtmauer in der Unter- und Oberstadt, hypothethischer Stadtmauerverlauf auf dem Piano del Tamburino (© S. Vassallo 2010, 18 Abb. 2, Nachbearbeitung E. Mango)

Durch die UniBern Forschungsstiftung wird das Teilprojekt »Intra- oder extraurban? Zwei neu entdeckte Heiligtümer in Sizilien (Himera)« unterstützt, das sich den Fragen widmet: War der Piano del Tamburino von einer Stadtmauer umgeben, lag er also inner- oder ausserhalb der Mauern? Wie verhält sich die Nutzung dieses Plateaus zeitlich und funktional zur sog. Unter- und Oberstadt? Die Stadtmauerfrage wird seit 150 Jahren in der Forschung debattiert. Diese zu beantworten hat urbanistisch und historisch betrachtet für das Verständnis der Koloniestadt eine sehr hohe Relevanz.

Dank den 2019 gesprochenen Projektmitteln von CHF 5‘000.– konnte mit Hilfe von Traktor und Bagger eine gezielte, 10 Meter lange Sondage und ein weiterer Sondierschnitt angelegt werden, die An- und Rückreise von fünf Berner Studierenden sowie ein kleiner Beitrag an die Unterkunftskosten von insgesamt 14 Studierenden, Doktorierenden, PostDoktorierenden und Dozierenden der Universität Bern während der sechswöchigen Kampagne gedeckt werden.

Die Ausgrabungen brachten in etwa der Mitte des Hochplateaus einen sehr interessanten, aufgrund des bisher nur sehr kleinen Ausschnittes und des teilweise schlechten Erhaltungszustandes nicht eindeutig zu interpretierenden archäologischen Befund zum Vorschein, der weitere Untersuchungen benötigt. Dabei könnte es sich um eine Hangstützmauer entlang einer Geländekante handeln. Welche Funktion könnte diese gehabt haben? Handelte es sich um eine Terrassierungsmauer oder um eine Stadtmauer?

Prof. Dr. Elena Mango, Institut für Archäologische Wissenschaften, Abteilung Archäologie des Mittelmeerraumes

www.iaw.unibe.ch

Abb. 4: Himera, Piano del Tamburino Aushubarbeiten durch den Traktor; Studierende und Doktorierende an der Arbeit auf der Ausgrabung, bei der Fundbearbeitung, Restaurierung und Photographie  – die Ausbildung junger Wissenschaftler*innen ist ein wichtiger Aspekt des Forschungsprojekts (© IAW, Uni Bern)